Vereinbarkeit macht Ferien – und Mitarbeitendenstimmen hörbar

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Vereinbarkeit macht Ferien – und Mitarbeitendenstimmen hörbar

Interview KI und MAB2 Austrittsbefragungen

Wenn Ferien vor der Tür stehen, wird in vielen Familien sichtbar, was in Unternehmen oft unsichtbar mitläuft: Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist kein Randthema. Sie betrifft nicht nur Eltern, sondern auch pflegende Angehörige, Patchwork-Familien, Alleinerziehende – und letztlich uns alle. Vereinbarkeit ist ein Spiegel der gelebten Unternehmenskultur und ein entscheidender Baustein von Mitarbeiterbindung, Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

Inhalt

Vereinbarkeit ist messbar und wir sollten genau hinsehen

Mitarbeiterbefragungen – ob im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder im Kontext der psychischen Gefährdungsbeurteilung – bieten eine wertvolle Chance, diese Kultur sichtbar zu machen. Sie sind keine Formalie, sondern können systematisch erfassen, wo Vereinbarkeit gelingt und wo sie zur Belastung wird. In Phasen wie der Ferienzeit treten diese Spannungen besonders deutlich zutage. Einige aktuelle Zahlen unterstreichen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz:

  • 1,7 Millionen Fachkräfte fehlen, besonders in sozialen und pflegenden Berufen (Bundesagentur für Arbeit, 2023).
  • 840.000 zusätzliche Fachkräfte wären verfügbar, wenn Frauen so arbeiten könnten, wie sie wollten (BMFSFJ, 2023).
  • 5,2 Millionen Frauen würden gerne mehr arbeiten – scheitern aber oft an fehlender Kinderbetreuung (IW Köln, 2023).
  • 25 % geringere Fluktuationskosten und höhere Produktivität bei familienfreundlichen Unternehmen (McKinsey, 2022).
  • Jeder investierte Euro in Betreuung bringt bis zu 4,60 € volkswirtschaftliche Rendite (DIW, 2021).
  • 83 % der Beschäftigten achten bei der Arbeitgeberwahl auf Familienfreundlichkeit (BMFSFJ, 2022).

Wir haben keine Wissenslücke, denn Daten zeigen sowohl den Handlungsbedarf als auch die Potenziale auf. Doch wie gelingt es, dieses Potenzial im eigenen Unternehmen zu heben? Wie können wir Vereinbarkeit mit Struktur und Systematik im Dialog analysieren?

Ein wirkungsvoller Hebel sind strukturierte Mitarbeiterbefragungen, etwa im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Sie sind gesetzlich verankert (§5 ArbSchG) – und richtig umgesetzt, weit mehr als ein Pflichtprogramm:

  1. Sie erfassen psychische Belastungen systematisch, z. B. durch Erreichbarkeit in der Freizeit, Mehrfachbelastungen durch Care-Arbeit, fehlende Planbarkeit im Familienalltag.

  2. Sie schaffen Raum für Beteiligung. Mitarbeitende fühlen sich gesehen, wenn ihre Perspektiven ernst genommen und in Maßnahmen übersetzt werden.

  3. Sie stärken Vertrauen, insbesondere wenn Ergebnisse transparent kommuniziert und Führungskräfte in die Lösungsfindung eingebunden werden.

  4. Sie liefern datenbasierte Impulse für Kulturentwicklung und Betreibliches Gesundheitsmanagement (BGM), anstatt auf Bauchgefühl zu setzen, entstehen faktenbasierte Strategien.

Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung

Gesetzlich vorgeschrieben, aber wie umsetzen? Finden Sie es heraus.

Stockimage GBU Psyche1 Austrittsbefragungen

In der Umsetzung bieten sich drei strategische Handlungsfelder

Im Fokus stehen die Unternehmenskultur und Vorbildrolle der Führungskräfte, darauf aufbauend die Information und Kommunikation und anschließend die Leistungen und Maßnahmen.

Eine Führungskultur in der Mitarbeitende offen über Belastungen sprechen können und Führungskräfte, die eine vertrauensvolle Atmosphäre und Plattform schaffen, bilden die Grundlage. Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass die Befragungsergebnisse nachvollziehbar aufbereitet werden.

Mitarbeitende müssen den Zusammenhang zwischen ihren Rückmeldungen und Unternehmensentscheidungen herstellen können. Entsprechende Feedback- und Dialogformate sind an dieser Stelle essenziell. Zu guter Letzt werden die Angebote passend und basierend auf den realen Bedarfen oder Annahmen im Unternehmen ausgewählt und finanziert.

WICHTIG ist bei der Auswahl der Maßnahmen und Benefits auch auf individuelle Spielräume und Besonderheiten zu achten. „One size fits all“ hat ausgedient. Oftmals stellt sich die Frage, ob Belastungssituationen wie Schulferien bewusst eingeplant werden.

Ferienzeit als Stresstest oder Gestaltungsraum

Die Ferienzeit ist für viele Mitarbeitende eine Phase hoher Belastung: Sie bedeutet für berufstätige Eltern oft Stress statt Erholung: Wegfall der Betreuung, fehlende Urlaubsvertretungen, eingeschränkte Flexibilität und die Herausforderung, Job- und Familienverantwortung gleichzeitig zu managen. Vereinbarkeit wird zur Hochleistungsdisziplin.

Auch das Thema Leisure Sickness, also das Krankwerden im Urlaub, ist ein Warnsignal: Laut Haufe-Redaktion (24.06.2025) sind fast 20 % der Beschäftigten davon betroffen. Eine klare Verbindung zwischen mentaler Belastung, fehlender Erholungskultur und Führungsqualität.

Die Ferienzeit ist also ein hervorragendes Fenster für Kulturwahrnehmung: Wie reagiert mein Unternehmen, meine Führungskraft, mein Team und einzelne Kolleginnen und Kollegen, wenn ich kurzfristig flexibel sein muss? Wird Rücksicht genommen oder Druck aufgebaut?

Flexibles Pulsing

Fördern Sie eine offene Feedbackkultur und steigern Sie die Reaktionsfähigkeit von HR.

Employee Ex1 Austrittsbefragungen

Fazit: Wer fragt, gewinnt - an Wissen, Vertrauen und Gesundheit

Ob psychische Gefährdungsbeurteilung, Kulturdiagnose oder familienfreundliche Standortbestimmung: Befragungen sind der Startpunkt für Veränderung. Sie machen sichtbar, was im Alltag unsichtbar bleibt – und schaffen die Basis für gezielte Maßnahmen im Sinne von Vereinbarkeit, Gesundheit und Zukunftsfähigkeit.

Mein Appell zum Sommer: Nutzen wir die Ferienzeit nicht nur zur Erholung, sondern auch zur Reflexion und stellen uns folgende Fragen:

  • Wie gut gelingt Vereinbarkeit bei uns wirklich?
  • Welche psychischen Belastungen sind (un)bewusst Teil unseres Arbeitsalltags?
  • Welche Daten fehlen uns und wie können wir sie systematisch erfassen?

Vereinbarkeit ist kein Bonus, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. Und Mitarbeiterbefragungen sind der Schlüssel, sie gezielt zu gestalten.

Sie sind neugierig geworden was Ihre Mitarbeitenden zu Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben“ denken?

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